Dienstag, 22. Oktober 2024

Projekt Arisierung und Wiedergutmachung

 in den Kreisen Herford und Minden und im Land Lippe




erschienen Oktober 2024
€ 11,50; 91 Seiten; 16 Abbildungen; 6 Tabellen; 3 Karten
ISBN 978-3-7597-9263-1 


Abstract

Das Erinnern und Gedenken an die Judenverfolgung zwischen 1933 und 1945 in Vlotho und Bad Oeynhausen wird von vielen engagierten Personen, Vereinen und Initiativen wach gehalten. Doch in der historischen Aufarbeitung der Ereignisse vor Ort gibt es noch viele Lücken zu füllen. Was passierte in Vlotho und Bad Oeynhausen mit dem zurückgelassenen Hausrat deportierter Juden? Und welche juristischen Konsequenzen hatte die Verwertung entzogenen jüdischen Eigentums nach dem Krieg im Rahmen von Wiedergutmachung und Entnazifizierung? Die Auswertung der Wiedergutmachungsakten der Kommunalarchive Herford und Minden sowie des Landesarchivs Detmold bietet tiefe Einblicke in die Rechts- und Alltagsgeschichte des Dritten Reiches und der Nachkriegszeit, die oft ernüchternd, selten ermutigend und manchmal unfreiwillig komisch wirken.


Ausstellung "Betrifft: Aktion 3"



Gedenkstätte Zellentrakt Herford 4.4.-21.7.2025





Die Villa Grundmann in der Vlothoer Moltkestraße: Arisierung und Wiedergutmachung, in: Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 31 (2024), S. 243-261.


Abstract

Viele regionalgeschichtliche Studien assoziieren Arisierungen vorrangig mit Unternehmen und den Gesetzen zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben von 1938. Frühe Arisierungen geraten deshalb ebenso leicht aus dem Blick wie die Veräußerung privaten Grundbesitzes. Zudem fehlt gerade im ostwestfälischen Raum die Einbeziehung der Wiedergutmachung nach dem 1949 eingeführten Rückerstattungsgesetz. Der untersuchte Einzelfall kann diese Lücken nicht schließen. Aber er kann aufzeigen, dass ein weiter gefasstes Verständnis von Arisierung und Wiedergutmachung nötig ist, das nicht nur politische, sondern auch gesellschaftliche und ökonomische Faktoren berücksichtigt. Darüber hinaus eröffnet der Fall, bei dem es sich um einen veritablen kirchlichen Verdrängungsskandal handelt, Einblicke in die Verantwortungs- und Erinnerungsverweigerung im lokalen Raum.





Zwei Versionen derselben Geschichte. Der Arisierungs- und Rückerstattungsfall Eichmann/ Vorndamme in Schötmar, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 94 (2025), S. 186-209.


Abstract

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass nur regimetreue Personen und Unternehmen im "Dritten Reich" von Arisierungen profitierten. Bis 1938 konnten sich die Juden noch aussuchen, an wen sie ihr Eigentum verkauften. Einige wandten sich an Nachbarn, Geschäftspartner und Teilhaber, von denen sie wussten, dass sie keine Nazis waren und einigermaßen faire Preise zahlen würden. Doch auch diese Erwerber waren  unabhängig von ihrer subjektiven Handlungsmotivation  Profiteure der Verfolgung und nach 1945 dafür haftbar. Welche Verwicklungen und widersprüchlichen Deutungen sich aus dieser Konstellation im Rahmen der Rückerstattung ergaben, beleuchtet der Beitrag am Beispiel des Arisierungsfalls Eichmann/ Vorndamme in Schötmar.





Akte mit Sperrvermerk. Arisierung und Restitution der Metzgerei Frank in Bad Oeynhausen 1938 bis 1953, in: Geschichte(n) aus Löhne und Bad Oeynhausen. Beiträge zur Heimatkunde der Städte Löhne und Bad Oeynhausen 25 (2025), S. 105-141.


Abstract

Die jüdische Familie Frank betrieb in Bad Oeynhausen eine Metzgerei in der dritten Generation. 1938 musst sie den Betrieb sowie weitere Besitzungen unter Zwang und deutlich unter Wert verkaufen. Nach der Deportation von Edwin und Ida Frank, die beide nicht überlebten, wurden zudem ihr Hausrat und ihr bereitstehendes Auswanderungsgepäck versteigert. Die Vorgänge blieben nach Kriegsende zumindest in zivilrechtlicher Hinsicht nicht folgenlos. Die nach Uruguay geflüchtete Tochter Herta Frank betrieb erfolgreiche Rückerstattungsklagen gegen die Erwerber, die aufgrund von personenbezogenen Sperrfristen in den Akten bis heute nicht namentlich genannt werden dürfen. Der Beitrag zeichnet Arisierung und Wiedergutmachung nach und ordnet sie in den historischen und juristischen Kontext ein.



2026 erscheint

Gab es Arisierungen in Löhne? Ergebnisse einer quellenkritischen Aktenlektüre

Über die Judenverfolgung im Dritten Reich in den Ortschaften der heutigen Stadt Löhne ist bislang wenig bekannt. Da die meisten Löhner Juden in sogenannten "Mischehen" lebten, schien sich die Frage nach Arisierungen zu erübrigen. Doch die Wiedergutmachungsakten im Kommunalarchiv Herford und im Landesarchiv Detmold offenbaren, dass es in Löhne bzw. unter Beteiligung Löhner Bürger sehr wohl zu Arisierungsvorgängen kam. Nach Kriegsende wurden diese Vorgänge im Rahmen des Rückerstattungswesens zivilrechtlich und in wenigen Fällen bei der Entnazifizierung auch strafrechtlich aufgearbeitet – nicht immer zur Zufriedenheit der Opfer.


in Arbeit

"Mir tat Frau Marx sehr leid, und ich habe sie nach meiner Überzeugung nicht geschädigt." Die juristische Aufarbeitung von Arisierungen in Enger am Landgericht Bielefeld nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Aufarbeitung von Arisierung und Wiedergutmachung erfordert den Blick auf den Einzelfall. Wie an vielen anderen Orten gab es auch in Enger Erwerber, die in einer ausbeuterischen Gewinnabsicht handelten, während andere glaubten, verfolgten Juden durch ihre Käufe zu helfen. Doch machte die Käufermotivation für die objektiven Folgen der Geschäfte überhaupt einen Unterschied? Und wie lief die juristische Aufarbeitung nach 1945 ab? Kann man, wenigstens in materieller Hinsicht, von einer erfolgreichen Wiedergutmachung sprechen?


Service


Sie möchten als Privatperson oder als Gemeinde Arisierungen oder andere Eigentumsverschiebungen im Dritten Reich in Ihrem Umfeld aufarbeiten und wissen nicht wie? Sie möchten mehr über die Wiedergutmachung nach dem Krieg erfahren und dafür Behörden- und Gerichtsakten sichten lassen? In den Kreisen Herford, Minden und Detmold biete ich gegen einen günstigen Stundensatz (plus Fahrtkosten) Beratung und Archivrecherche an.

Die Ausstellung zur "Aktion 3" in Vlotho kann kostenfrei für eine Ausstellungszeit von zwei Monaten gebucht werden. Sie besteht aus 10 Roll-ups. Es stehen Begleitbuch und auf Anfrage didaktische Materialien für Schulen zur Verfügung. Außerhalb des Regierungsbezirks Detmold fallen Versand- und Versicherungskosten an.


Kontakt


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